Frau Dr. Heymann, Sie sind in Leipzig gebo- ren, haben hier Mathematik und Wirt- schaftswissenschaften studiert und leben bis heute hier. Was verbinden Sie in erster Linie mit der Stadt? Zuerst waren und sind es die Menschen, mit denen ich mich besonders verbunden fühle. Sie haben mich dazu veranlasst, dass ich vor und nach 1989 in Leipzig blieb. Dann waren es die zahlreichen Möglichkeiten für die eigene Ent- wicklung. Dies lag sicher an der Umbruchzeit um 1989, aber auch an Leipzig selbst. Die Köpfe scheinen hier frei und offen für Neues zu sein. Man hat hier die Welt im Kleinen. Nach Urlaub oder Studienaufenthalten habe ich dieses für mich immer wieder bestätigt gefühlt. Sie sind seit 2004 ununterbrochen im Stadt- rat, haben ein eigenes Beratungsunter- nehmen, sind Mitglied in zahlreichen Ver- einen, teilweise als Vorstand, und engagie- ren sich vor allem in der Jugendhilfe und im Umweltbereich. Welche Themenfelder liegen Ihnen dabei besonders am Herzen? Grundsätzlich hängt alles mit allem zusammen, sonst könnte ich das enorme Pensum nicht be- wältigen. Immer wieder geht es um die Ent- wicklung unserer Stadt und unserer Region. Einmal stehen die Wasserwege im Vordergrund, mal regionale Produkte und Wirtschaftskreis- läufe und manches Mal die Menschen, die in unterschiedlichen Positionen tätig oder untätig sind. Mir liegt dabei besonders das Wasser am Herzen. Letztlich verbindet es alles und jeden. Es ermöglicht uns, Leipzig von einer ungeahn- ten Seite aus zu erleben. Es Lebensquell für Um- welt und Landwirtschaft. Es ist aber auch bedrohlich, wenn es als Hochwasser über- rascht. In diesen Zusammenhängen kann ich mich in all meinen Funktionen „austoben“. Als Vorstandsvorsitzende des Vereins „Wasser-Stadt-Leipzig e. V.“ haben Sie federführend den Durchstich des Karl- Heine-Kanals zum Lindenauer Hafen voran- getrieben und die Veranstaltungsszene mit dem Leipziger Wasserfest um ein einzigar- tiges Event bereichert. Was bedeutet die sich entwickelnde oder wiederentdeckte Gewässerlandschaft für die Lebensqualität in Leipzig? Für die Alt-Leipzigerinnen und Leipziger ist die Heilung einer Wunde. Wer kennt von ihnen nicht den Gestank und die Schaumkronen auf den Gewässern. Wer wunderte sich nicht über die Erzählungen, dass man baden und mit Aus- flugsbooten fahren konnte. Besonders die Stadtteile im ehemals industriellen Westen, der kaum noch bewohnbar war, profitieren nun von der sich stets vergrößernden Gewässerland- schaft. Ist es nicht etwas Besonderes, wenn man von Leipzig-Grünau bis Leipzig-Connewitz ununterbrochen mit dem Boot fahren kann? Wir sind ja nun soweit gekommen, dass die Ent- wicklung der Gewässerlandschaft für den Men- schen nun auch der Natur zugutekommt. Die wachsende natürliche Vielfalt in den Ge- wässern und an den Ufern sprechen Bände. Auch dem Eisvogel scheint das Zusammen- leben mit Paddlern und Anglern gut zu tun. Zum Schluss ein Tipp von der Expertin – welchen Platz an den Leipziger Gewässern gilt es für die Leipziger unbedingt noch zu entdecken? Ein Elysium auf dem Wasser ist die Fahrt mit dem Paddelboot auf der kleinen Luppe. Ein Wechselbad der Gefühle. Mal ist man im Wald, mal ist man in der Stadt. Dieser kurze Abschnitt zwischen Stadtelster und Lütznerstraße lädt zum Durchatmen ein. Aus der Fußgängerpers- pektive liebe ich die Parthenaue.Ausgehend vom Mariannenpark in Schönefeld lässt sich hier ei- ne abwechslungsreiche Landschaft erleben, die einen von der Stadt ins Land führt. Überhaupt sollte in Leipzig der Parthe noch mehr Aufmerk- samkeit geschenkt werden. Frau Dr. Heymann, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. 21 GUTE UNTERHALTUNG | GUTE NACHBARN | GUTE ZEIT | GUTES LEBEN Sabine Heymann »In der Guten Stube bei …« Dr. Sabine Heymann VLW_umschau_2_2016_160913:Layout 1 15.09.16 10:28 Seite 21 VLW_umschau_2_2016_160913:Layout 115.09.1610:28 Seite 21