3434 GUTES LEBEN | GUTE ZEIT | GUTE NACHBARN | GUTE UNTERHALTUNG Wohnhäuser Gottschallstraße 10/10a, Krokerstraße 28 (erbaut 1931) – die bläulichen Flächen waren ursprünglich anthrazitfarben Hintergrund FRITZ RIEMANN – Partner der ersten Stunde und prägend bis heute Ein markantes Gebäude prägt die Ecke Prellerstraße/Lumumbastraße in und baute allein in den folgenden zehn Jahren knapp 1.300 weitere Woh- Leipzig Gohlis. Mit zwei Baukörpern, die von einem runden, ins Grund- nungen im Auftrag der Genossenschaft. Trotz dieser enormen Menge an stück zurückgesetzten, Treppenhausbau verbunden werden, wirkt es unge- Wohnungen waren diese weit von einer Uniformität, schon vor Zeiten des wöhnlich und zieht den Blick unwillkürlich an. Gleichzeitig kommt dem industriellen Wohnungsbaus in den sogenannten Mietskasernen durchaus Betrachter die Formensprache, insbesondere die Ornamentik, bekannt vor. Realität, entfernt. Aufgrund der heterogenen Zusammensetzung der Mit- Beide Eindrücke sind richtig – das als Wohnhaus des Leipziger Architekten gliedschaft legte Riemann allergrößten Wert auf Unterschiedlichkeit in den Fritz Riemann von ihm selbst entworfene und lange Zeit bewohnte Wohnungsgrößen. Als kleinste Wohnung entwarf Riemann eine Zweizim- Gebäude ist zwar als Solitär gebaut, steht aber beispielhaft für das Wirken merwohnung mit 50 Quadratmetern, als größte eine Fünfzimmerwohnung des am 26. Februar 1881 in Schlotheim geborenen Baumeisters. Und die- mit 120 Quadratmetern Grundfläche. Am meisten gebaut wurde jedoch ses ist in Leipzig unübersehbar – allein im Auftrag der damaligen Bauge- die mit 72 Quadratmetern für damalige Verhältnisse durchaus komfortabel nossenschaft der Reichsfinanzbeamten in Leipzig und ihrer Nachfolger ausgelegte Dreizimmerwohnung. Abstriche bei der Ausstattung mussten baute Fritz Riemann mehr als 2.000 Wohnungen in den Stadtteilen die Mitglieder, unabhängig von der Wohnungsgröße, keine machen. Alle Connewitz, Eutritzsch, Gohlis, Leutzsch, Connewitz und Schönefeld. Dabei Wohnungen waren mit Bad und Innenklosett sowie von der Küche aus zu baute er, wie der Autor Martin Richard Möbius in einer 1932 erschienenen erreichender Loggia ausgestattet, damals durchaus nicht Standard. 1910 Monographie zu seinem Wirken schrieb „… praktisch, komfortabel, öko- verfügten 30% aller Leipziger Wohnungen über keine eigene Toilette, 17% nomisch und gefällig, baut mit einem Minimum an Raum, an Zeitaufwand über keine Küche. Dazu kamen oft großzügige, grüne Innenhöfe. Riemann und Kosten, ein Maximum an Wohnlichkeit und Behaglichkeit“. Dass er setzte also damit für die Genossenschaft einen neuen Standard, der auch dabei einen sehr eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelte, der bis in schwierigsten Zeiten stets beibehalten wurde und sicher zum Erfolg der heute die Bestände der VLW prägt, macht einen ganz besonderen Reiz sei- Genossenschaft und ihrem stetigen Wachstum beitrug. Auch die heutige ner Bauten aus. Auch heute noch gehören seine Ensembles, wie das nach Geschäftsstelle wurde durch ihn 1940 umgebaut. ihm benannte „Riemann Quartier“ in Eutritzsch, zu den beliebtesten Wohnanlagen der VLW. Die Kriegsjahre und das damit verbundene Verbot von Neubauten brachte das Ende für ein weiteres ambitioniertes Projekt der Partner, eine Wohn- Die gemeinsame Geschichte beginnt bereits direkt nach der Gründung der anlage in Mockau unweit des dortigen Flughafens. Nach Kriegsende zog Genossenschaft im Jahr 1922. Fritz Riemann, der sich in Leipzig bereits mit sich Riemann aus dem Architekturbetrieb weitgehend zurück. Er starb am der Eisenbahnersiedlung in Lindenthal einen Namen gemacht hatte, ent- 9. März 1955 in Leipzig. Mit seinen Bauten jedoch hat er sich bei den warf die ersten Bauten der jungen Genossenschaft in der Renkwitzstraße Mitgliedern der VLW und im Stadtbild von Leipzig ein Denkmal gesetzt.